Altes Handwerk - Schmied
„Als Schmied muss man ein bisschen verrückt sein…“
Ein Besuch bei der Schmiedewerkstatt von Andreas Pupp in Wiesen ist ein Stück gelebte Geschichte. Es ist eine Geschichte über Veränderungen von Menschen, einem Handwerksberuf und den Ansichten verschiedener Generationen, aber lesen Sie am besten selbst!
Laute Kompressorengeräusche empfangen uns, als wir in die Werkstatt von Andreas Pupp, dem „Pupp-Schmied“ in Wiesen eintreten. Das Feuer in der Esse brennt bereits, „heute habe ich wieder einmal Feuer gemacht, damit ich euch ein bisschen etwas zeigen kann“, schmunzelt Andreas und man sieht ihm an, dass er mit seiner Werkstatt sehr verbunden ist, dass sie ein Stück von seinem Leben und seinem Zuhause, vielleicht sogar von seinem Wesen als Mensch ist. Stolz berichtet er davon, dass der Betrieb seit 1929 in Familienbesitz ist, die Schmiede aber schon seit dem 18. Jahrhundert besteht. Er selbst sei schon seit 42 Jahren Schmied, sein Weg sei so vorgedacht gewesen, obwohl die Lehrerin in der Schule gemeint habe, dass auch die Handelsschule etwas für ihn als Theoretiker sein könnte. Schlussendlich habe er sich dann aber doch für das Schmiedehandwerk entschieden und nach der Lehre bei einem Bronzeschmied im Sarntal, als Hufschmied beim Militär und einer Spezialisierung als Bauschlosser und Kunstschmied ist er in den Familienbetrieb zurückgekehrt. Sein Lehrer ist der Opa gewesen, der Vater habe viel in der Gemeinde zu tun gehabt. Und wie, wenn er uns gehört hätte, kommt besagter Vater in die Werkstatt und beobachtet und überprüft genau, welche „Experimente“, wie er es nennt, wir machen.
Während uns Andreas von seinem Leben erzählt, ist ein Auge immer auf das Feuer in der Schmiede gerichtet, es muss die richtige Temperatur haben, die speziellen Kohlen, die es nur mehr in Österreich zu kaufen gibt, müssen immer wieder zusammengeschoben und nachgelegt werden. Damit die Hitze konstant und hoch bleibt, sind die Kohlen angefeuchtet und auf einen Haufen geschichtet. Aus dem Sammelsurium an Gegenständen, Hufeisen, eine Dornenkrone und verschiedene Werkzeuge, wie Zangen, nimmt Andreas nun ein zu beschlagendes Eisen. Er zieht seine Handschuhe aus, denn ein richtiger Schmied braucht keine Handschuhe, sagt er mit funkelnden Augen und einem verschmitzten Lächeln. Von nun an ist jeder Handgriff routiniert, alles läuft automatisiert und präzise, die Augen sind auf das Metallstück und den Hammer gerichtet, es zählt nur mehr die Verbindung zwischen Mensch, Schmiede und Werkzeug. Es ist schön zu beobachten, wie jeder einzelne Hammerschlag trifft, wie das heiße Eisen zu einem Werkstück geformt wird, während die Funken sprühen, und wie natürlich diese Arbeitsprozesse ablaufen. Schlussendlich ist das Werkstück so, wie es sein sollte und Andreas prüft seine Arbeit genauestens, bevor er damit zufrieden ist. Hauptsächlich werden in seiner Werkstatt Reparaturen durchgeführt oder verschiedene Geländer gefertigt, echtes Schmiedehandwerk, z.B. ein Grabkreuz, ist nur mehr selten gefragt.
Auf die Frage, ob er denn seine Arbeit gern mache, meint Andreas: „Nicht mehr so gern, wie früher, die Zeiten haben sich geändert, ein Handschlag hat gezählt.“ Heute sei es so, dass große Auftraggeber nicht nur mit dem Kunden, sondern auch mit dem Handwerker verdienen wollten. Dennoch erzählt er gleich anschließend mit dem für ihn typischen Schmunzeln und mit vom Feuer rußigen Gesicht, dass genau einer dieser großen Auftraggeber ihn zum Arzt bringen wollte, als es ihm nicht gut ging und er sich keine Zeit dafür nehmen wollte, „weil dass du niamer warsch, sell gang net.“
Dennoch kann er sich in einigen Jahren beruhigt zur Ruhe setzen, sein Sohn sei in den Betrieb eingestiegen und auch wenn er die Zukunft seines Handwerks nicht rosig sieht, ist der junge Schmied anderer Meinung und das sei auch gut so und gebe Zuversicht. Mit diesen Worten entlässt uns Andreas aus seiner Werkstatt, aber nicht ohne uns noch einen flotten Spruch zum Lachen mitzugeben: Früher hat man gesagt, das Feuer muss nach Schnaps riechen, der Schmied nach Wein. Aber auch hier sind die Zeiten – zum Glück – anders geworden.
Text: Petra Volgger
Wiesen, am 11.09.2021